Der Tradtschimmel
Auf der Trad, dort oben am Hochbogenberg, wo der Holzweg zu den letzten Häuseln und Hütten von Neukirchen abstürzt, ging vorzeiten in den Nächten ein gespenstischer Schimmel um.
Die Tradler sahen den Schimmel oft, wie er vom Hochbogenvorberg her über die Sautrift getal sprengte. Er hatte einen langen, schimmernden Schweif und feurige Augen, seine weiten Nüstern dampften.
Der Schimmel rannte die ganze Trad entlang auf und ab, an den alten Hütten vorbei. Wenn er mit seinen breiten, scharfen Hufeisen an die rauhen Gredsteine und an die Uferblöckel des Tradbaches stieß, stoben lange Lichtfunken auf und davon.
Wo aus einer Hütte der matte Span leuchtete, trabte der Schimmel hin und schaute neugierig zum Fenster hinein. So trieb er es tiefst in die Nacht hinein, bis alles in den Hütten schlief und der Nachtwächter im Markt oben am Schlossplatz die mitterste Stunde sang.
Die Kinder fürchteten und scheuten den Tradschimmel und säumten nach dem Abendgebet auf der Gasse nimmer lang, in die bergende Stube heimzulaufen, wußten ja die Kinder, der Tradschimmel ertappe jedes und täte es, wer weiß wie weit und wohin, forttragen.
Wer zu spät von der Gasse heimkommt, wird heute noch getadelt: „Gehst wieder um wie der Tradschimmel? Der kriegt dich schon einmal und nimmt dich fort!“
Weiß Gott, wer auf dem Tradschimmel vorzeiten ritt, ein böser Raubritter oder Geschloßherr oder gar ein kriegswilder Schwed!
Originaltext von Franz X. Siebzehnriebl aus dem Jahre 1922
Der Sagenweg am Hohenbogen
Der ca. 2 km lange Weg beginnt am großen, kostenlosen Parkplatz der Hohenbogenbahn (Liftstrasse 2) und führt die Forststrasse am Nk3 Zubringer hinauf.