Wildkräutergarten im Brunner Hof****S in Arnschwang

Nachhaltig Freunde!

Wer sind eigentlich die Gäste im Bayerischen Wald? Und warum? Im Jahr 2019, also vor Corona, waren das 1,9 Millionen Menschen, die in der Region Erholung suchten. Mehrtägige Übernachtungsgäste – neben den regionalen Wanderern, die „ihren Wald“ sowieso regelmäßig besuchen. Nur 6–16 Prozent der Gäste des Nationalparks sind zum ersten Mal hier, berichtet ein Artikel der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2020. Bemerkenswert. 
Denn diese Zahlen lassen auf nachhaltige Begeisterung schließen. 

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Der Hauptgrund für den Urlaub im Bayerischen Wald ist – statistisch erfasst – glasklar: die Natur. 

Die sich hier recht radikal gebärdet. Hier eröffnet sich (auf den vorgegebenen Wegen) ein spektakulärer Blick in eine Wildnis, die man vorher so noch nie gesehen hat. Der Anspruch der traditionellen Bayerwaldgäste ist sehr hoch. Bewusstes Reisen, offene Augen, Mensch sein dürfen, der staunend diese Natur betrachtet.
Unter den Urlaubern sind viele, die in ihrer Arbeit sehr gefordert sind und deshalb auf der Suche nach einer Auszeit.

Vieles davon bestätigt uns ein erfahrener Gastgeber. Ein Hotelier mit Herzblut. Mit 18, nach dem plötzlichen Tod des Vaters, hat er von heute auf morgen Gasthof und Metzgerei übernommen. Woraus er zusammen mit seiner Familie ein bemerkenswertes 4-Sterne-Haus mit Wellness und bester Küche gemacht hat. 

Im Gespräch mit ihm stellen wir fest, dass seine Leidenschaft weit hinausgeht übers Hotelwesen. Der Vizepräsident des DEHOGA Bayern spricht vor allem über seine Region und die Menschen an sich. Was er diesbezüglich in seinem Hotel umgesetzt hat, lässt sich vielleicht so wiedergeben: Schönste Bestätigung für ihn ist, wenn seine Gäste zufrieden sind und wiederkommen. Das Hotel soll nicht nur Erholungsort für Urlaubsgäste, sondern auch ein lebendiger Veranstaltungsort für die sein, die hier leben. Im Hotel befindet sich nach wie vor ein traditionelles Wirtshaus. Ein Ort, der das Kennenlernen ermöglicht. Stammtischfreundschaften kommen da vor. Langjährige Beziehungen, die sich zwischen Bayerwäldlern und Gästen entwickelt haben. Bis manche Gäste letztendlich ganz geblieben sind.

Die tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat zeigt sich auch bei dem Rundgang durchs Hotel. Was die Architekten weltweit im Zuge der Klimadebatte „neu“ entdecken, macht er schon lang: Seine Gebäude beinhalten Bestandteile von mittlerweile 58 abgebauten Bauernhöfen. Wirkliches Recycling also. Wertvolles und Historisches kommt nicht einfach weg. Beim Abriss historischer Höfe hat ihm das Herz geblutet. Woraufhin er wichtige Bestandteile eben retten – Tradition und Altes bewahren und erhalten – musste. Es gibt einiges, das jetzt „lagert“, lieber aber verbaut er es wieder. Dicke Holzbalken, sonnenverbrannte Altholzbretter, Maschinen oder Fensterstöcke erzählen viel über diese Gegend. 

Man braucht nicht weiters zu schreiben, dass der Rest des Hotels ebenso durchdacht ist. Solarkraft bis Wasserstoffplanung. Mitglied im „Landgenuss Bayerwald“, womit die Küche eh schon zu 2/3 regionale Zutaten verwendet. Federführend in allerhand regionalen und politischen Geschichten treiben den Hotelier weiter ganz andre Dinge um: z.B. Putzschwämme zu 100% aus Brennnessel. Alles, was eh schon da ist und uns immer Lebensgrundlage war: genau anschauen, vielleicht umdefinieren und in neue Planungen integrieren. Bewusster Umgang mit Ressourcen war hier im Bayerischen Wald immer nötig, weil ja außer Wald nicht viel da war. 

Darin lagert immens viel Wissen – und Schaffenskraft!

Der Bayerische Wald aber bleibt weiter der Wald und so natürlich wie wunderschön.
Wildkräutergenuss aus dem eigenen Anbau

Ein ausführlicher Tipp: 

 Jetzt konnten wir alle wegen der Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen nicht mehr ins Ausland reisen. Stattdessen haben wir das eigene Land entdeckt, die Wohnmobilbauer kamen kaum mehr hinterher mit ihren Lieferungen. Jetzt können alle wieder fliegen. 

Der Bayerische Wald aber bleibt weiter der Wald – und so natürlich wie wunderschön. 

Wir haben ihn auf unserer Reise in Sachen „Nachhaltigkeit“ durchquert, herrliche Wiesen haben sich dazwischen aufgetan und immer wieder haben wir wirkliche Freunde gefunden und tiefe Gespräche geführt. Übernachtet auf Höfen mit sensationellem Blick, wo grad ein „Zimmer frei“ war. In der Nacht bei geöffnetem Fenster das Gespräch zweier Waldkäuze belauscht, die Kilometer voneinander entfernt auf ihren Bäumen saßen – und sich scheinbar stundenlang einiges zu erzählen hatten. Der nächste Tag zwischen fröhlichem Kuh-Muh und Ziegen-Mäh beginnt dann auf dem Bauernhof mit einem köstlichen Frühstück. Bäuerin und Tourist reden einfach übers Leben… beste Art der Völkerverständigung. Bei einem Frühstücksei, das gestern nebenan gelegt wurde. 
 Das ist Luxus! 
Denn, was ist denn eigentlich beglückend? Es sind Begegnungen. Die Möglichkeit, mal einfach in aller Ruhe wieder nur Mensch und Waldkauz sein zu dürfen!
 

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