Mythenforscher

Sagen & Wünsche

Alte Fußspuren überall

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Meistens sehe ich die Welt doppelt, und zwar nicht wegen einem Glas, sondern die jetzige Zeit und alte Fußspuren überall.

Ein akribischer Ergründer dieser Fußspuren und der Mann, der uns hier Bob Dylan zitiert ist ein Mythenforscher aus dem Landkreis Deggendorf und unermüdlicher Entdecker der alten Fußspuren, die sich im Bayerischen Wald bis hinüber nach Böhmen finden. 
Nachhaltig, denn durch ihn blitzen uralte Erzählungen plötzlich wieder in unserer Gegenwart auf. Mythen, die von Generation zu Generation weitergetragen wurden. Hätte man damit aufgehört, wären wir heute kulturell und überhaupt recht arm dran. Archaisches Wissen, das der gesamten Menschheit gehört.

Neben Bob Dylan, dem begnadeten Geschichtenerzähler, hält er es auch mit Carl Gustav Jung, dem Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie. Seine Archetypenlehre erklärt, warum ganz ähnliche Erzählungen in China wie im kleinen Bayern entstehen konnten. Sterne entstanden, weil Menschen mit Steinen Löcher ins schwarze Tuch der Nacht warfen, hinter dem man die Sonne vermutete. So erklärte man sich die Himmelskörper in China. Franz Xaver von Schönwerth sammelte in der Oberpfalz Geschichten ein, die das ganz ähnlich formulierten. Ein Feuerwerk für den Mythenforscher: Gab es eine gemeinsame Erzählung? Oder konnte die an verschiedenen Orten ganz ähnlich entstehen, weil wir Menschen uns letztlich in unseren tiefsten Träumen, Ängsten und Hoffnungen doch gleichen, instinktiv also recht ähnliche Geschichten erfinden?

Wie auch immer, nachhaltig an der Sache ist, dass Mythen durch die Menschheitsgeschichte immer weitergetragen werden. Von Generation zu Generation. Hätte man damit aufgehört, wären wir heute kulturell und überhaupt recht arm dran. Archaisches Wissen, das der gesamten Menschheit gehört.

Mythen begegnen 

Allerlei Sagen und Mythen aus dem Bayerischen Wald

Die Hölzerne Hand bei Deggendorf

Die "Hölzerne Hand"

Die Saulochschlucht bei Deggendorf ist eine wilde Gegend. Um die Entstehung dieses Naturdenkmals rankt sich ein Mythos von kegelnden Teufeln, die man sich beim Anblick der Felsbrocken bestens vorstellen kann. Und weiter hinauf: 

Auf 1000 Metern Höhe, versteckt im dichten Hochwald bei Greising, begegnet dem Wanderer die „Hölzerne Hand“. Hinterlassen von einem Mann, der sich im Wald verirrt hatte und in seiner Verzweiflung lauthals versprach, jährlich eine Wallfahrt zu machen, wenn er nur wieder herausfände aus dem Dickicht. Worauf plötzlich eine alte Frau aus dem Gebüsch heraus erschien, die ihm stumm mit ihrer Hand die Richtung wies. Sagenhaft, wie eine solche Verzweiflung eine hilfreiche Wegweiserin herbeiführen kann. 

Sonnenuntergang auf dem Lusen im Nationalpark Bayerischer Wald

Auf dem Lusen

Gut beschildert führen Wanderwege hinauf auf den Lusen, 1373 m, fünfthöchster Berg des Bayerwalds. Sein Felsgipfel ist eine geologische Sehenswürdigkeit. 
Und schon wieder: Der Sage nach war auch hier der Teufel am Werk, als er die Granit-Felsblöcke über seinen Goldschatz aufgetürmt hat.

 

Oftmals sind die Geschichten des Bayerwalds aus seinen sagenhaften Naturformationen hervorgegangen. 
Moore, Schluchten und Baumriesen mit geradezu menschlicher Anmutung. Unberührte Natur, die die Fantasie der Menschen bis zum heutigen Tag bewegt. Geschichten, die weitergetragen werden. 

Manchmal auch ganz schaurige, wie es den gesammelten „Weihrazgeschichten“ des passionierten Grafenauer Geschichtensammlers und -erzählers Karl-Heinz Reimeier zu entnehmen ist. Auf seinen Recherchen nach Liedern, Bräuchen, Reimen und Sagen des Bayerischen Waldes kamen ihm immer wieder lang verschwiegene Erzählungen über Geister, arme Seelen, Wiedergänger, allerlei finstere Gestalten und wunderliche Vorgänge zu Ohren. 

 

Um nochmal Jakob Wünsch zu zitieren: Mit den Mythen ist es wie mit einer Baumscheibe und ihren Jahresringen. Es kommt immer noch ein Ring, eine Erzählung dazu. Manches einfach nur, um die Geschichte in die Zeit zu heben. Das Interessante ist, sich von außen nach innen durchzuarbeiten und festzustellen, der Kern der Geschichte ist unberührt. Und noch heute gültig.

Im Nationalpark Bayerischer Wald

Tipp: Besonders sagenumwittert kommt der Wald an Nebeltagen daher. 

Steht da ein knorriger Baum oder ist es am End der Mühlhiasl oder gar der Teufel? Die mystische Schönheit des Waldes lässt sich gerade an Tagen und zu Jahreszeiten entdecken, die nicht durch das perfekte Wanderwetter glänzen. Da begegnen einem im Wald plötzlich statt anderer Wanderer wegweisende alte Damen, wild kegelnde Teufel oder man trifft unerwartet in der sagenhaften Naturlandschaft auf sich selbst … besonders nachhaltig! 

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