Teig im Kopf und was man daraus lernen kann …
Heute besuchen wir einen Bäcker, der in neunter Generation sein Handwerk betreibt. Neun Generationen – nachhaltiger geht’s kaum! Diese Mühle wurde zum ersten Mal 1190 erwähnt. Sie gehörte einem Grafen, bis die 1620 privatisiert und wurde. Heute arbeitet hier ein Bio-Bäckermeister mit seiner Frau, den Kindern und einem lustigen Dackel.
Die Tür des beeindruckenden alten Gebäudes ist offen, obwohl der Laden heute geschlossen ist. Am Ende des langen Gangs Geräusche, ein Lichtschein. Der feine Geruch gibt die Richtung vor.
Brot“ ist ein großes Thema.
„Bin glei do“. Ein bisschen dauert’s, dann steht er da, recht mehlig klopft er Hände und Kittel ab, es staubt, er schneuzt und schon sind wir mitten im Gespräch. Vor den alten Holzöfen von Manufakturen, Klappen in der Wand. „Den älteren hab ich 1926 gebaut“, witzelt der Bäckermeister. Solche Scherze können nur entstehen, wenn man sich mit seinen Vorgängern tief verbunden fühlt. Den Ofen hat der Großvater gebaut und wird noch heute täglich angeheizt. Davor zwei Schubkarren mit groben Holzscheiten. Aus dem eigenen Wald natürlich. Beim Thema Holzheizen erklärt er uns den Ringrohrbackofen, über den er nachdenkt. Mit Holzfeuer wird da Wasser zu Wasserdampf. Der dann ringförmig um die Backkammern zirkuliert. Ofen dreimal so groß, die Holzmenge wäre aber die gleiche wie jetzt.
Weiter geht’s zur Mühle. Das ist kein leichtes Thema. Derzeit steht sie still. Passende Mitarbeiter zu finden ist ein Problem. Trotz individueller Arbeitsmodelle, die er anbietet. Wir wundern uns. In einer Zeit, in der alle gut und nachhaltig essen wollen, will keiner gut und nachhaltig arbeiten? Wo der Trend zum „Veggi“ geht, wo regionale Produkte richtig Perspektive haben? „Brot“ ist ein großes Thema. Übers „Selber-backen“ – wofür in der Corona-Zeit mal Besinnung war – geht meisterliches Backen natürlich hinaus. Dabei geht’s um Leidenschaft. Handwerk und Kunst. Das merken wir schon, als der Bäcker ins Detail geht. Die Getreidelieferanten, mit denen er glücklich ist. „Regional“, das ist kein angesagtes Werbewort für ihn. Er kennt seine Lieferanten höchstpersönlich. Er weiß, wo sein Weizen, Roggen, Dinkel und mittlerweile auch der Emmer wachsen.