Kristallklares Bergquellwasser fließt aus den Wasserhähnen vieler Hotels

Wald, Wasser, Waldwasser

Der Weg des Wassers

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Zu 95 Prozent bestehen wir bei unserer Geburt aus Wasser. Ein wenig senkt sich dieser Anteil im Lauf des Lebens, am Ende sind es aber immer noch stolze 70 Prozent. Zwei bis drei Liter verlassen uns täglich. Würden wir nicht nachfüllen, wären wir in spätestens sechs Tagen mausetot. Gesundes Wasser ist deshalb unentbehrlich. Wasser verdunstet, regnet, tanzt als Schneeflocke um unsere Nasen, bildet Teiche, Flüsse und Meere. Ein gewaltiger globaler Kreislauf. Wir als „Durchlaufstation“ mittendrin. Wäre dieser Kreislauf nicht nachhaltig, ginge ganz schnell gar nichts mehr. 

Wie eng Wald und Wasser verbunden sind, lässt sich auf einer kleinen „Wasserreise“ durch den Bayerischen Wald hervorragend erkunden.

Wasserkraft

Beginnen wir bei einem Spektakel ganz besonderer Art. Am Fuß des Waldes, etwa 25 Kilometer unterhalb der Dreiflüssestadt Passau fließt die Donau in einem gewaltigen Strom hinüber nach Österreich. Hier liegt das Donaukraftwerk Jochenstein. Auf der Fahrt durchs „Naturschutzgebiet Donauleiten Passau bis Jochenstein“, entlang des glitzernden breiten Stroms, gewinnt man bereits eine leise Ahnung, um welche Masse an Wasser es sich hier tatsächlich handelt. Die gewaltige Kraft des Flusses lässt sich auf einem Gang über die bebende Staumauer sogar körperlich spüren. Das 1956 in Betrieb genommene Kraftwerk ist mit seinen 5 Kaplanturbinen das größte Laufkraftwerk Deutschlands. In Jochenstein wird Wasser zu Strom. „Klimafreundlich“.

Natur-Infozentren zum Mitmachen

 Wir treffen an einem der vielen Natur-Infozentren den Biologen Ralf Braun. Ein Freund der Flora und Fauna, ein genauer Beobachter u.a. für das Zuwandern von Arten entlang der Donau. Beim Thema Fisch verweist er mit Begeisterung auf alte Bilder des Europäischen Hausen. Ein Stör, der bis zu 9 Meter lang wird und im Schwarzen Meer beheimatet ist. Seinen Laichzug machte er ursprünglich auch die Donau hinauf, über eine sagenhafte Strecke von mehr als 2.000 Kilometern. Gejagt wurde er schon von den Römern, die über „Nachhaltigkeit“ vermutlich noch nicht nachgedacht hatten, dafür aber auch keinen Strom verbrauchten. Am Kraftwerk Jochenstein ist eine recht einladende „Umgehungsstraße“ für Fische in Planung. Viele Infozentren und Museen im Bayerischen Wald erklären den Besuchern, welchen Einfluss die natürlichen Gegebenheiten auf das eigene Leben haben. Hier im Infozentrum an der Donau zum Beispiel lässt sich sehr viel über Wasser lernen, über unsere Abhängigkeit und unseren Umgang mit dem Element. Ein Tretboot lädt ein, mit Schweiß auf der Stirn eine kleine „Energieerzeugungsfahrt“ zu machen, um „eigenbeinig“ zu erfahren, wieviel Kraft es im Wadel tatsächlich braucht, um eine 40 Watt-Birne in Gang zu setzen. Ein sehr sinnlich konzipiertes Museum. Mit einem wasserbetriebenen Aufzug. Und mit lebenden wie ausgestopften Bewohnern. Das Aquarium bietet einen Blick quasi unter die Wasseroberfläche auf eine kleine Schar typischer Donaufische, wie zum Beispiel die Nase. An einem ausgestopften Biber wird die Möglichkeit echter Nachhaltigkeit vorgeführt: Zwar fällt der zottige Langzahn reihenweise Bäume, pflanzt nichts nach oder leistet gar Ausgleichszahlungen, aber mit dem, was er baut, schafft er laufend neue Ökosysteme für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Spannend auch für Kinder, da viele der Museen Wert auf interaktives Vermitteln legen. Kein erhobener Zeigefinger, sondern viel Entdeckerfreude rund um oftmals komplexe Themen. Übrigens auch für Erwachsene erfrischend anders. 

Waldwasser

Wir wollen uns donauaufwärts bewegen, um zu erkunden, wo es eigentlich herkommt, dieses viele Wasser. Der Trinkwasserbrunnen direkt vor dem Museum schickt den Wasserreisenden schon auf den Weg: „Waldwasser“! „Waldwasser“? Eine spannende Sache: 7 Landkreise des Bayerischen Waldes und die Stadt Deggendorf haben sich genossenschaftlich ihr wertvolles Trinkwasser als Marke gesichert – um es nachhaltig gegen Gewinnmaximierung zu schützen. Wald speichert zwar viel Wasser, aber aus geologischer Sicht hatte der Bayerische Wald schon immer ein Grundwasserproblem – es fließt durch den granitenen Untergrund recht schnell ab. Was bereits 1983 zum Bau der Trinkwassertalsperre in Frauenau führte. Ohne dieses besondere Bewusstsein für den Wert des Lebensmittels Wasser gäbe es das deutschlandweit beispielhafte „Waldwasser“-Projekt vermutlich nicht. Davon profitieren nicht nur 225.000 Menschen in Niederbayern und der Oberpfalz, sondern auch der Gast im Bayerischen Wald kann das „Waldwasser“ mittlerweile an unzähligen Orten verkosten. Hoteliers und Wirte servieren es gern passend in den schönen, vor Ort angefertigten Karaffen und Gläsern. Regionales Handwerk umschmeichelt regionales Wasser. Schöner geht’s nicht! Und auch abseits der Gastronomie begegnen dem Wanderer oder Radfahrer an immer mehr Orten die „Waldwasser“brunnen.

Womit wir wieder am Anfang wären: Ein Schluck und wir sind wieder „Durchlaufstation“ im weltweiten Wasserkreislauf. Diesmal mitten im Wald und mit dem großen Vergnügen, ein gesundes Wasser zu verkosten, das vielleicht noch Geschichten von knorrigen Bäumen, aus geheimnisvollen Hochmooren, murmelnden Bachläufen und verborgenen Höhlen zu erzählen weiß.

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