Der Rothirsch im Bayerischen Wald

Begehrtes Geweih bei männlichen Tieren.  Im mitteleuropäischen Raum ist der Rothirsch das größte freilebende Wildtier. Er kommt hier fast nur noch in Wäldern vor. Der Wald an der bayerisch-böhmischen Grenze war ursprünglich nur in den Sommermonaten der Lebensraum für das Rotwild.

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Die natürliche Wandertradition zwischen den Sommerlebensräumen in den Hochlagen und den Winterlebensräumen in den Tallagen bis zur Donau ist schon sehr lange aufgrund der Erschließung, Rodung und Besiedelung unterbrochen.

Durch Winterfütterung wird dieser Nachteil ausgeglichen und den Tieren somit ein Überleben ermöglicht. Im Nationalpark verbringen die meisten Rothirsche die kalte Jahreszeit in vier Wintergattern.

Bei den Rothirschen in Scheuereck:

  • Besonders gut beobachten lässt sich das oft als 'König der Wälder' bezeichnete Tier im Rotwildgehege in Scheuereck. Dieses Gatter hat eine lange Tradition. Inzwischen gehört es zum Nationalpark Bayerischer Wald und ist in der gegenwärtigen Ausbaustufe ca. 9 ha groß.
  • Über Zwiesel, Ludwigstahl und Lindbergmühle erreichen Sie mit dem PKW bequem den Weiler Scheuereck. Eine von weitem sichtbare plakative 'Hirschgestalt in blauer Farbe' macht auf das Ziel aufmerksam. Ringsum umgeben von imposanten Wäldern mit Wanderwegen über das Höllbachgspreng - eine eindrucksvolle Bach- und Felspartie - zum Großen Falkenstein, zum Grenzübergang Gsenget und zum Örtchen Spiegelhütte, liegt das Gehege neben dem Waldgasthaus Scheuereck und zwei Forstdienstanwesen, eines aus Holz und das andere aus Stein gebaut.
  • Vor dem Gasthaus thront eine ca. 700 Jahre alt geschätzte Eibe.

Die Brunft

  • Im Herbst ist das Gatter für Besucher geschlossen! Der Grund dafür ist die Paarungszeit.
  • Wie bei ihren Artgenossen in freier Wildbahn beginnt auch hier im Gehege ab Anfang September die 'Brunft', die sechs Wochen andauert. Von weitem ist das 'brunfttypische Röhren' zu hören. 'Platzhirsch Fritz' lässt eine Serie von mehreren Einzelrufen los, wobei jeweils der erste Ton am lautesten und am längsten ausgedehnt ist. Aufgeregt läuft er hinter und dann auch wieder vor seinen Damen her. Es hat den Anschein, als wolle er damit verhindern, dass ihm einer der Junghirsche, ein sog. 'Spießer', bei seinen Bemühungen die Gunst der weiblichen Tiere zu erlangen in die Quere kommt. Vielleicht achtet er auch darauf, ob eine Hirschkuh sich paarungsbereit zeigt.
  • Alle Tiere sind ständig in Bewegung und lassen sich gut beobachten. Fritz nimmt während der Brunft kaum noch Nahrung auf, er lebt vorwiegend von den Fettreserven, die er sich im Sommer angefressen hat. Sein auffälligstes Merkmal ist sein großes weitverzweigtes Geweih, das jetzt im Herbst voll ausgebildet ist. Ein Rothirschgeweih kann mehr als 20 Enden bilden und ein Maximalgewicht von über 10 kg erreichen.
  • Einem solchen Schauspiel beiwohnen zu können ist wirklich etwas Außergewöhnliches.
  • Von Natur aus ist der Rothirsch ein tagaktives Tier, das überwiegend in offenen und halboffenen Landschaften gelebt hat. Die strenge Bejagung hat die freilebenden Tiere jedoch zu einem scheuen Nachttier degradiert. Mit einem ausgezeichneten Geruchs- und Gehörsinn ausgestattet, reagiert er äußerst empfindlich auf jede Störung mit Flucht. So wird seine Anwesenheit oft nur durch hinterlassenen Kot, Fährten oder Verbiss- und Schälschäden bemerkt.

Wanderungen und Führungen

  • Um interessierte Besucher diese Tiere näherzubringen, bietet Pro Nationalpark e.V. im Winter bei hoher Schneelage geführte Schneeschuhwanderungen in den Wäldern um Scheuereck an. Bei diesen Wanderungen wird auch das Rotwildgehege durchquert und mit etwas Glück lassen sich diese eindrucksvollen Tiere aus nächster Nähe beobachten.
  • Im Sommer und im Herbst werden auch Führungen speziell für Kinder angeboten.

Weitere Informationen:  Rothirschgehege in Scheuereck