Von Fall zu Fall

Von den Rißlochwasserfällen zum Hochfall: 11,5 Kilometer lange Runde
Eine abwechslungsreiche Rundewanderung zu den höchsten Wasserfällen des Bayerischen Waldes

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Von den Rißlochwasserfällen zum Hochfall führt uns dieser Naturpark-Wandertipp der Woche. Gebietsbetreuer für die Arberregion Johannes Matt empfiehlt eine seiner Lieblingsrunden im Arbergebiet. Gestartet wird vom hinteren, gebührenfreien Rißloch- Wanderparkplatz am Ende des Rißlochweges bei Bodenmais. Bereits am Parkplatz empfängt herbstlicher Bergmischwald und das Rauschen des Rißbachs die Wanderer. 

Zunächst folgen wir der Forststraße bergan bevor wir bei der ersten Infotafel an den Toren des Naturschutzgebietes „Riesloch“ stehen. Hierbei ist interessant, warum es für das Gebiet mehrere Schreibweisen gibt: Rißloch, Rissloch, Riesloch. Die ursprüngliche Bezeichnung geht auf eine geologische Schwachstelle, einen Riß zurück, entlang dessen sich der Wildbach über Jahrtausende eingegraben hat. Daran ändert auch die neue deutsche Rechtschreibung mit doppelten „s“ nichts. In der Verordnung zum Naturschutzgebiet von 1939 wurde die Schreibweise „Riesloch“ verwendet, die sich für das Schutzgebiet durchgesetzt und die Namensverwirrung perfekt gemacht hat.

Bevor wir weitergehen, fällt uns gegenüberliegend eine Schneise im Wald auf. Hier befand sich die ehemalige Skisprungschanze von Bodenmais. Ob Sie nun an der Weggabelung den oberen oder den unteren Weg wählen, bleibt Ihnen überlassen. Etwas weniger trittfesten Wandernden sei der „bequeme Weg“ empfohlen. Das Naturschutzgebiet umfasst eine Größe von 32,9 Hektar und zeichnet sich mit einem gestuften Bergmischwald mit hohen Alt- und Totholzanteil aus. Der Waldbereich ist zudem Naturwaldreservat, in dem keine wirtschaftliche Nutzung durch die Bayerischen Staatsforsten erfolgt. Altbäume und Totholz verbleiben und dienen vielen Tier- und Pilzarten als Lebensraum. Spechte, wie der Bunt, Schwarz- oder der seltenere Dreizehenspecht zimmern hier ihre Baumhöhlen, welche anschließend von Fledermäusen, Hohltauben oder Sperlingskauz bewohnt werden. Achten Sie bei ihrer Wanderung darauf. „Kaum etwas ist so voller Leben wie Totholz.“ 

Wir wandern weiter die wilde Rißlochschlucht hinauf. Auf einer Länge von 1,6 km überwindet hier der Rißbach 260 Höhenmeter. In der Schlucht vereinen sich der Arberbach, Schwellbach, Kleinhüttenbach und Wildauerbach zum Rißbach, der in mehreren Kaskaden hinunter stürzt und die höchsten Wasserfälle des Bayerischen Waldes formt. Bei der „Unteren Wasserstube wechseln wir die Bachseite und steigen hoch bis zur Weggabelung zur Schweiklruhe. Wer will kann hier noch einen kurzen Abstecher zu den Wasserfällen der „Oberen Wasserstube“ machen. 

Nach einer Rast auf der Schweiklruhe, einem Aussichtpunkt oberhalb von Bodenmais, folgen wir weiter den schmalen Pfad bis dieser in eine Forststraße mündet, welche wir nun nach links, bergab folgen. Wir wandern die sogenannte „Glanderstraß“ hinunter bis diese auf eine Asphaltstraße stoßt. Dieser folgen wir kurz zur Lehrlingswerkstatt der Bayerischen Staatsforsten, und biegen nach rechts leicht bergan auf einen kleinen Wanderpfad. Dieser führt uns über den Parkplatz Steinhüttlstraß zum Moosbach. Das Quellgebiet des Moosbachs liegt zwischen dem Kleinen Arber und dem Enzian auf einer Meereshöhe von etwa 1163 m. Wir folgen den Wanderwegschildern zum Hochfall zu dem wir in ca. 15 min abgestiegen sind.

Der im Jahr 1965 zum Naturdenkmal ausgerufene zweithöchste Wasserfall des Bayerischen Waldes beeindruckt vor allem durch seine kesselförmigen Gumpen. Über viele Jahrtausende hat sich hier das Wasser in den Gneis hinein gemeiselt und wannenartige Rinnen so herausgeschliffen, dass die streifenartige Anordnung der Gesteinsminerale besonders deutlich wird. 

Am Wegesrand fällt uns ein besonderer Farn auf, der Rippenfarn (Blechnum spicant), der auch Kraftfarn genannt wird. Dieser zeichnet sich durch zwei unterschiedliche Formen der Farnwedel aus. Die sporenlosen Wedel, an der Unterseite glatt, werden 15 bis 50 cm lang. Sie überdauern den Winter oft wintergrün als am Boden liegende Rosette. Die sporentragenden Wedel entstehen meist im Zentrum der Rosette und besitzen sehr schmale, rippenähnliche Fiederblätter. Die Sporen sind auf der Unterseite braun und in Zweierreihen zu erkennen. Achten Sie bei Ihrer Wanderung mal auf diese Unterschiede. 

Wer jetzt im Herbst durch die Wälder rund um Bodenmais streift, der wird neben einigen Ausblicken auch Ruhe und Stille finden. Der „Perspektiv-Wechsel-Weg“ der Pfarrei Bodenmais lädt als Meditationsweg dazu ein. So können Sie sich als Landart-Künstler mit Naturmaterialien ausprobieren oder eine neue Perspektive auf die Natur oder Ihr Umfeld einnehmen. 

Nach dem Bestaunen des Hochfalls läuft unsere Wanderung über den Parkplatz Klause gemütlich nach Bodenmais und unserem Ausgangsort aus. Wer diese 11,5 Kilometer lange Runde gegangen ist, stimmt mit dem Gebietsbetreuer für die Arberregion gewiss überein, dass die Rißlochwasserfälle und der Hochfall wohl die schönsten Flecken rund um Bodenmais sind.
 


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