Der Pranger
Der Pranger, ein gut erhaltenes und selten gewordenes Rechtsaltertum mit einer imposanten Höhe von ca. 6 m, ist in das zentrale denkmalgeschützte Marktplatz-Ensemble in Untergriesbach (Kirche, Pranger und Nepomuk-Brunnen) integriert.
Beschreibung
Pranger ist das Symbol der niederen Gerichtsbarkeit
Ein Marktrichter mit vier Ratsgeschworenen hatte
die örtliche Polizeigewalt und war erste Instanz in Straf- und
Verwaltungsangelegenheiten. Zum Prangerstehen wurden u.a. „boshafte und
streitsüchtige Frauen oder freche Buben“ verurteilt. An den Pranger
gestellt wurde auch wer eine leichte Straftat beging wie in Wiesen oder
Äckern Gras schneiden, Obst oder Früchte stehlen. Ein ertappter Wilderer
wurde z. B. mit einem Hirschgeweih an den Pranger gestellt. Bei
Rückfall gab es 4 - 6 Monate schwerste Zwangsarbeit, die „Schandarbeit
in Eisen“, bei nochmaligem Rückfall erfolgte Einzug des Vermögens und
Landverweis.
Bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts ist dieses Recht im Markt ausgeübt worden.
Die Jahreszahlen 1590 und 1847 an der unteren Säule, deuten die Eckdaten seiner Geschichte an.
1590: Errichtung des Säulenprangers
- Im Juni beschloss der Hofrat des Passauer Fürstbischofs Urban von Trenbach (1561-1598) im Zuge einer Prangerreform für das Hochstift, die Beseitigung der Brecheln (Lattenkäfige) in Kreuzesform u. a. vor den Kirchen und ließ durch den Pfleger in der "Zell und Griespach" einen Säulenpranger auf dem unteren Marktplatz oder bereits am heutigen Standort errichten.
bis 1847: Der Pranger
- diente zur Abschreckung dem öffentlichen Strafvollzug!
- Am Pranger wurden Amputationen von Körperteilen, Auspeitschungen und Blendungen vorgenommen.
- Auf die Plattform des Prangers gestellt und festgekettet wurden nicht selten, zum Tod Verurteilte vor ihrer Hinrichtung, Übeltäter vor der Landesverweisung, Verleumder, Meineidige, Ehebrecher, Diebe und Betrüger.
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Die Delinquenten wurden zwischen einer halben Stunde und drei Markttagen dem Spott der Bevölkerung preisgegeben.
Das Stehen am Pranger machte ehrlos!
Bauweise des Prangers
- Er besteht aus drei aufeinander gesetzten Granit-Säulen mit jeweils quadratischer Basis:
- Unten: Ein wuchtiger, gefasster Pfeiler trägt die achteckige Platte, auf der die Verurteilten stehen mussten, und den übrigen Pranger.
- Mitte: An den schlankeren, achteckigen, säulenartigen 2. Pfeiler mit Ornamentknauf und drei Vertiefungen zur Kettenverankerung, wurden die Straftäter in Hals- und Handeisen gekettet.
- Oben: Den Abschluss bildet eine zierliche Säule, bekrönt von einer Steinkugel sowie einer Eisenblechwetterfahne mit mehreren Durchschüssen.
Markt Untergriesbach, mit freundlicher Unterstützung des Bayerischen Wald-Vereins (Sektion Untergriesbach).
Text: Heinrich Köberl
Kontakt
Adresse
Bürger- und Tourismusbüro Untergriesbach
Marktplatz 22
94107 Untergriesbach