Zwei neue Pilzarten im Nationalpark

Lebensraum: Misthaufen auf extensiv genutzten Weideflächen am Schutzgebietsrand

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Im Bayerischen Wald existieren trotz vorherrschender Wälder auch Offenlandflächen, darunter historische Weideflächen und extensiv genutzte Wiesen am Nationalparkrand. Auf einer dieser Flächen am Ortsrand von Schönbrunn am Lusen haben Mykologen nun zwei Pilzarten entdeckt, die zuvor noch nie im Nationalpark gesichtet wurden. 

Zum einen handelt es sich um den Olivfarbenen Mistpilz (Bolbitius variicolor), der ein naher Verwandter des häufigen Gold-Mistpilzes (Bolbitius titubans) ist. Er hat überwiegend olivgelbe Farben und eine netzartige Huthautstruktur. In Deutschland ist er insgesamt selten, aber weit verbreitet. Zum anderen wurde der Dreisporige Tintling (Coprinopsis trispora) erstmals im gesamten Böhmerwald gefunden. Der Verwandte vom Schopftintling (Coprinus comatus), dem aktuellen Pilz des Jahres, hat einen stark narkotischen Geruch. Ein paar Tage nach dem Fund in Schönbrunn wurde er noch auf einem zweiten Misthaufen in der Gemeinde Hohenau entdeckt. 

„Diese beiden regionalen Neuentdeckungen und hunderte weitere Pilzarten sind auf den Abbau von 
Pflanzenfresser-Dung spezialisiert“, erklärt Pilzexperte Peter Karasch. „Die moderne Tierhaltung mit hohem Antibiotika-Einsatz hat zur Folge, dass solche Pilzarten auf Landschaftsebene seltener werden.“ Artgerechte, naturnahe Haltungen mit minimiertem Einsatz von Medikamenten würden die Artenvielfalt jedoch fördern. 

„Viele Arten benötigen auch mehrere Jahre, um sich zu entwickeln. Deshalb sind Plätze, an denen immer wieder Stallmisthaufen liegen, eine wichtige Lebensraumnische“, so Karasch. Sein Kollege Claus Bässler ergänzt: „Die Funde zeigen auch, dass der Nationalpark seinem Auftrag, die Biodiversität zu fördern, nicht nur im Wald nachkommt, sondern auch an den wenigen Offenlandstandorten am Rand des Schutzgebiets.“

Private Kleintierhalter mit spannenden Pilzvorkommen können sich gerne mit Bildzusendungen an peter.karasch@npv-bw.bayern.de wenden. „Denn es gibt vermutlich noch viel Interessantes zu entdecken“, so Karasch.


Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald 

Freyunger Straße 2, 94481 Grafenau